Wohngifte vermeiden

    Allergien und Unverträglichkeiten als Symptome eines gestörten Immunsystems sind statistisch betrachtet bereits in jeder Familie vorhanden. Die Ursachen einer allergischen Reaktion sind vielfältig und werden meist mit einer Lebensmittelunverträglichkeit in Verbindung gebracht. Nur die Wenigsten ziehen es in Erwägung, dass das eigene Zuhause Neurodermitis, Asthma oder Reizungen von Augen, Nase und Rachen hervorrufen kann. Tatsache ist, dass schadstoffbelastete Baustoffe auch heute noch in Neubauten eingesetzt werden und zum Teil schwerwiegende Krankheiten auslösen können.

    Wie entsteht eine erhöhte Schadstoffkonzentration im Neubau?

    Es ist ein großer Fehler zu glauben, dass lediglich „alte Baustoffe“ wie Asbest-Dämmmaterialien krankmachende Schadstoffe enthalten. Zu den „modernen“ schadstoffbelasteten Baustoffen zählen z. B. formaldehydhaltige Dämmstoffe, weichmacherhaltige Farben und Lacke oder Bodenbeläge, die mit Insektiziden behandelt wurden.

    Vor allem Neubauten haben mit einer erhöhten Schadstoff-Ansammlung und Schimmelschäden zu kämpfen. Wärmedämmmaßnahmen und gut isolierte Fenster verhindern, dass sowohl Schadstoffe als auch Feuchtigkeit aus dem Gebäude herausgelüftet werden können. Während die feuchte Luft früher durch undichte Fugen und Ritzen entweichen konnte, bleibt sie heute im Gebäude gefangen, kondensiert an den Wänden und durchfeuchtet diese. Lüftungsanlagen und regelmäßiges Lüften können nur teilweise Abhilfe verschaffen.

    Welche Wohngifte machen das Haus krank?

    Besonders häufige Schadstoffe in neueren Bauprodukten sind:

    • Formaldehyd: Hier handelt es sich um einen Schadstoff, der z. B. aus dem Kleber in Spanplatten oder Mineralfaser-Dämmstoffen entweicht. Symptome einer Vergiftung mit Formaldehyd sind u. a.: Asthma, Bindehautentzündung, Ekzeme, Verätzungen, Entzündungen der Atemwege und sogar Krebs.
    • Weichmacher: Farben, Teppiche und Bodenbeläge, die Weichmacher enthalten, wirken zum Teil hormonell und können zur Unfruchtbarkeit führen. Das betrifft vor allem kleine Jungs, die ihre Zeit sehr häufig krabbelnd auf weichmacherhaltigen Teppichböden verbringen.
    • Flammschutzmittel: Für viele Produkte wie Dämmstoffe ist ein Flammschutz gesetzlich vorgeschrieben. Sie können sich ähnlich wie die Weichmacher hormonell auswirken.
    • Insektenschutzmittel: Insektizide kommen z. B. in Bodenbelägen und Naturprodukten wie Dämmstoffe aus Schafwolle vor. Sie lösen im schlimmsten Fall heftige Allergien aus und schädigen das Nervensystem dauerhaft.
    • Glykole: Glykolverbindungen werden z. B. als Lösemittel in Farben eingesetzt. Der Schadstoff kann Kreislaufstörungen, Kopfschmerzen, Atemnotgefühle und Reizzustände der Schleimhäute verursachen.

    Was bedeutet das Sick-Building-Syndrom?

    Leidet jemand in bestimmten Gebäuden/Räumen an unspezifischen Symptomen (Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot usw.) und bessern sich die Symptome beim Verlassen der Gebäude/Räume, sollte man sich am besten bei einem Umweltmediziner auf das Sick-Building-Syndrom untersuchen lassen.

    Umweltmediziner sind auf Krankheiten spezialisiert, die durch die Umwelt verursacht werden. Da die Symptome gebäudebedingter Krankheiten zu vielen anderen Krankheitsbildern gehören, ist die Diagnose sehr schwierig. Nur über eine umweltmedizinische Spezialanamnese, bei welcher der Arzt den Patienten ausführlich zu Innenraumaufenthalten befragt, über eine Ausschlussdiagnostik und weiteren umweltmedizinischen Laboranalysen lässt sich die Umwelterkrankung diagnostizieren. In dem E-Book wohngesund bauen und renovieren finden Sie einen Selbsttest, der Laien eine erste und schnelle Einschätzung gibt, ob eine gebäudebedingte Krankheit in Überlegung gezogen werden sollte.

    Ist das Sick-Building-Syndrom erst einmal erkannt, bleibt als einzige Therapiemöglichkeit oft nur die Vermeidung der Krankheitsursache. Das bedeutet, alle gesundheitsgefährlichen Baustoffe müssen durch wohngesunde Materialien ersetzt werden. Klassische Medikamente stehen für schwer ausgeprägte Umwelterkrankungen nicht zur Verfügung. Zu diesen Erkrankungen zählt z. B. die multiple Chemikaliensensitivität (MCS), bei welcher der Körper der Erkrankten auf sämtliche Alltagsgifte wie Zigarettenrauch oder ein Deodorant allergisch reagiert. Der Körper MCS-erkrankter Menschen hat die Fähigkeit verloren, sich zu entgiften, weshalb solche Menschen bei geringsten Mengen an Chemikalien mit Kopfschmerzen, Erbrechen, Schwindel, Kreislaufproblemen bis hin zu anaphylaktischen Schocks reagieren.

    Wie kann man Schadstoffe aus Baustoffen vermeiden?

    • Bei der Baustoff-Auswahl ggf. einen Baubiologen oder im Bereich Wohngesundheit versierten Architekten hinzuziehen.
    • Baustoffe verwenden, die für ein gesundes Raumklima sorgen, indem sie Feuchtigkeit regulieren und Schadstoffe binden wie z. B. Lehmputze und -farben.
    • Innentüren und Möbel aus Stahl oder Glas gegenüber solchen aus Holz bevorzugen.
    • Auf kritische Alltagschemikalien (Reinigungsmittel) verzichten.

    Vor welchen Belastungen sollten sich Bewohner zusätzlich schützen?

    Neben chemischen Belastungen in Form von schadstoffbelasteten Bauprodukten sollte man auch die biologischen Belastungen (Schimmel) und die physikalischen Belastungen (Elektrosmog) nicht vernachlässigen. Ausführliche Informationen zum Thema Schimmel erhalten Sie im Schimmelleitfaden des Umweltbundesamtes. Wer sich über elektromagnetische Felder, die u. a. durch WLAN und Mobilfunk entstehen, informieren möchte, wendet sich am besten an das Bundesamt für Strahlenschutz.

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