Eine Helicobacter-pylori-Infektion ist eine durch Bakterien ausgelöste, chronische und ansteckende Erkrankung, die etwa die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft. Sie tritt in westlichen Industrienationen seltener auf als in Entwicklungsländern, was auf die hygienischen Verhältnisse zurückzuführen ist. Der äußerst widerstandsfähige bakterielle Erreger lebt in der Magenschleimhaut und produziert als Stoffwechselprodukt eine Substanz, die die eigentlichen Ursachen der Helicobacter-pylori-Infektion darstellt.
Die Erkrankung verläuft in vielen Fällen asymptomatisch, äußert sich jedoch meist in vielfältigen Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts, die jenen einer akuten Magenschleimhautentzündung gleichen. Die Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion werden unter dem Begriff der chronischen Gastritis Typ B zusammengefasst und führen in geschätzten zehn bis zwanzig Prozent der Fälle zur Entstehung von Geschwüren und Krebserkrankungen im Magen-Darm-Trakt.
Ursachen der Helicobacter-pylori-Infektion
Der Erreger Helicobacter pylori ist ein gramnegatives, stabförmiges Bakterium, das von Mensch zu Mensch übertragen wird und sich in der Magenschleimhaut einnistet. Es heftet sich an die Epithelzellen, vermehrt sich und breitet sich allmählich auf die gesamte Magenschleimhaut aus. Dort überlebt es das aggressive Milieu, das durch die Magensäure entsteht, durch einen hochspezialisierten Stoffwechselprozess.
Der Erreger produziert das Enzym Urease, das ihm zur Bildung einer Schutzhülle gegen die Säure dient. Hat sich das Bakterium einmal an die Zellen der Magenschleimhaut gehaftet, kann es von den Abwehrzellen des Immunsystems nicht bekämpft werden und verbleibt im Magen seines Wirtes. Durch eine langfristige schädliche Einwirkung von Urease, die einen hohen Anteil an basischem Ammoniak enthält, wird die Magenschleimhaut dauerhaft gereizt, wodurch es zu einer Entzündung und in weiterer Folge zum Auftreten der Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion kommt. Die Bildung der Urease und die damit verbundene Einwirkung von Ammoniak stellen daher die Ursachen der Helicobacter-pylori-Infektion dar.
Die Ansteckung mit dem Bakterium erfolgt meist bereits im Kindesalter, denn Erwachsene verfügen bei einer Erstinfektion bereits über ein ausgereiftes Immunsystem, das den Erreger sofort bekämpft. Eine Ansteckung im Erwachsenenalter kann allerdings dann zu einer Infektion führen, wenn das Immunsystem aus unterschiedlichen Gründen geschwächt ist. Es wird vermutet, dass der Keim hauptsächlich oral übertragen wird und von der infizierten Mutter im Zuge des engen Kontakts auf ihr Kind in dessen ersten zwei Lebensjahren übergeht. In Ländern mit niedrigen hygienischen Standards kommt es hingegen häufig zu einer Infektion über die orale Aufnahme von Spuren menschlicher Fäkalien im Wasser oder in kontaminierten Lebensmitteln. Durch sorgfältige Hygiene und häufiges Händewaschen, vor allem nach dem Besuch einer öffentlichen Toilette, lässt sich das Risiko einer Ansteckung deutlich minimieren.
Verlauf und Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion
Auch wenn es meist im Kindesalter zu einer Erstinfektion mit dem Erreger kommt, lassen die Symptome der Helicobacter-pylori-Infektion oft lange auf sich warten oder stellen sich nie ein. Das Bakterium kann nämlich Jahre- oder jahrzehntelang in der Magenschleimhaut eines Menschen leben, bevor der Betroffene erste Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion bemerkt. Studien zufolge entwickeln unter Kindern nur etwa fünf Prozent auch tatsächlich die krankheitsbedingten Beschwerden, während über zwanzig Prozent der Erwachsenen an den Symptomen einer Helicobacter-pylori-Infektion leiden.
Im frühen Stadium der Erkrankung treten unspezifische Anzeichen auf, die die Nahrungsaufnahme und Verdauung sowie das Allgemeinbefinden negativ beeinträchtigen. Von Schmerzen oder einem Druckgefühl im Bereich des Oberbauches, meist auf der linken Körperseite, wird der Betroffene nicht nur tagsüber, sondern auch nachts geplagt, was zu Schlafstörungen führen kann.
Diese Schmerzen lassen oft während des Essens oder kurz nach der Nahrungsaufnahme vorübergehend nach. Der Patient leidet meist unter einen ununterbrochenem Völlegefühl, starkem Sodbrennen, oftmaligem Aufstoßen und Appetitlosigkeit, die auf Dauer zu Unterernährung führt. Auch ständige Übelkeit und wiederholtes Erbrechen können sich als Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion einstellen. Anzeichen für die gestörte Verdauung und eine daraus resultierende eingeschränkte Nährstoffaufnahme des Körpers sind schwarzer Stuhl und Blutarmut, der auf einen krankheitsbedingten chronischen Eisenmangel zurückzuführen ist. Bei infizierten Kindern wurden zudem in Studien deutliche Wachstumsdefizite nachgewiesen.
Halten die oben genannten Symptome länger als zwei Wochen an, sprechen Mediziner von einer chronischen Gastritis Typ B. Bei ausbleibender Behandlung können als Langzeitfolgen der Infektion ernsthafte Erkrankungen entstehen.
Helicobacter-pylori-Infektionen gelten als hauptsächliche Ursachen von Geschwüren im Magen und Zwölffingerdarm. Ein Großteil der Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts ist ebenfalls auf eine Besiedelung durch diesen Erreger zurückzuführen. Besonders tückisch ist diese Erkrankung, da viele Betroffene keinerlei Symptome einer Helicobacter-pylori-Infektion in Form einer chronischen Gastritis Typ B entwickeln und daher nicht wissen, dass sie den Keim in sich tragen. So kann er jahrzehntelang in der Magenschleimhaut leben und unbemerkt die Entstehung eines Geschwürs oder Tumors auslösen.
Risikofaktoren
Lebensbedrohliche Erkrankungen wie Bauchfellentzündungen, Geschwürrupturen, Magenkarzinome, primäre Magenlymphome und das B-Zell-Lymphom können als Langzeitfolgen einer unbehandelten Besiedlung des Bakteriums entstehen. Geschätzte zehn bis zwanzig Prozent der mit dem Erreger infizierten Menschen entwickeln in den westlichen Industrienationen Geschwüre und Tumore als Folge dieser Krankheit. Menschen, die rauchen oder regelmäßig große Mengen an Alkohol konsumieren, leiden wesentlich öfter an den lebensbedrohlichen Symptomen einer Helicobacter-pylori-Infektion.
Auch die Einnahme von Arzneimitteln und eine übermäßige Belastung durch psychischen Stress können die Bildung eines Geschwürs oder Tumors verursachen. Diese Faktoren bedingen oft eine temporäre Schwächung der Magenschleimhaut, die den Erreger, der darin lebt, dazu veranlasst, vermehrt Urease zu bilden, um sich zu schützen. Dadurch kommt es zu einem Ammoniaksprung, der die Bildung eines Geschwürs zur Folge hat.
Menschen, die einen ungesunden Lebensstil pflegen, sind daher einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, dass die Infektion ernsthafte Folgen nach sich zieht. Auch wenn keine lebensbedrohlichen Spätfolgen auftreten, verbleiben die Bakterien bei ausbleibender Behandlung bis zum Lebensende in der Magenschleimhaut ihres Wirtes.