Morbus Bechterew: Ursachen, Symptome und Verlauf

    Morbus Bechterew beschreibt eine entzündliche, schubweise verlaufende Wirbelsäulenerkrankung, die zur Gruppe der Spondyloarthritiden gezählt wird. Der Begriff Morbus Bechterew geht auf den Neurologen Vladimir Bechterew zurück, der die Krankheit erstmals beschrieb. Auf internationaler Ebene hat sich in den letzten Jahrzehnten die Bezeichnung Spondylitis ankylosans durchgesetzt.

    Die Erkrankung manifestiert sich bei einem überwiegenden Großteil der Patienten im Gelenk zwischen Kreuzbein und Darmbein, kann jedoch auch wirbelsäulenferne Gelenke sowie Finger- oder Zehengelenke und Augen befallen. Die genauen Ursachen von Morbus Bechterew sind bis heute nicht eindeutig definiert, vermutet wird ein Zusammenspiel erblicher Faktoren und anderer physischer sowie psychischer Faktoren.

    Häufigkeit, Risikofaktoren und Ursachen von Morbus Bechterew

    Die weit verbreitete Annahme, Morbus Bechterew betreffe mehr Männer und zeige bei Frauen einen milderen Verlauf, ist heute widerlegt und basiert auf der Tatsache, dass die Erkrankung in der Vergangenheit bei vielen Frauen nicht erkannt wurde. Da die Wirbelsäulenversteifung bei weiblichen Patienten langsamer verläuft, wurde sie im Rahmen von Röntgenuntersuchungen oft übersehen. Schätzungen zufolge erkranken in Europa etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung an Spondylitis ankylosans, wobei diese Angabe auch die unerkannten Krankheitsfälle mit einschließt. Die Diagnose Morbus Bechterew wird bei etwa 0,1 bis 0,2 Prozent der Bevölkerung gestellt.

    Spondylitis ankylosans liegt eine Fehlsteuerung der Immunzellen zugrunde, die sich aus noch unbekannten Gründen fälschlicherweise gegen körpereigenes Gewebe wenden und dieses zerstören. Obwohl die Ursachen von Morbus Bechterew noch immer nicht genau erforscht sind, weiß man heute, dass die genetische Veranlagung eine wesentliche Rolle spielt, da Häufungen in Familien beobachtet werden können. Fast neunzig Prozent aller Patienten tragen auf der Zelloberfläche das Erbmerkmal HBL-B27, das im Rahmen von Bluttests nachgewiesen werden kann. Dennoch beträgt das Erkrankungsrisiko für Menschen, deren Eltern an Spondylitis ankylosans leiden, nur zwischen vier und zwanzig Prozent. Es müssen nämlich noch andere Faktoren miteinwirken, damit es zum Ausbruch einer Spondylitis ankylosans kommt.

    Studien haben ergeben, dass mehr als dreißig Prozent aller Betroffenen ein körperliches oder seelisches Trauma erleiden, bevor die Krankheit ausbricht. Infektionen der Harnwege oder des Verdauungstraktes können das Auftreten der Symptome von Morbus Bechterew ebenso begünstigen wie andauernde physische Belastung durch Kälteeinwirkung oder Nässe.

    Verlauf von Morbus Bechterew

    Bei den meisten Patienten zeigen sich die ersten Symptome von Morbus Bechterew in einem Alter zwischen zwanzig und vierzig Jahren, wobei auch Jugendliche von der juvenilen Spondylitis ankylosans betroffen sein können. Als erstes Anzeichen tritt ein entzündlicher, tief im Rücken sitzender Schmerz auf, der sich vor allem während der Nachtruhe und in den frühen Morgenstunden bemerkbar macht. Da die Beschwerden, die durch eine Entzündung der Wirbelsäule beziehungsweise des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks entstehen, nach dem Aufstehen und bei Bewegung deutlich nachlassen, werden viele Betroffene buchstäblich aus dem Bett getrieben, was den natürlichen Schlafrhythmus erheblich negativ beeinträchtigt. Als Begleiterscheinungen treten daher chronische Müdigkeit sowie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und oft auch erhöhte Temperatur auf.

    Im weiteren Verlauf von Morbus Bechterew kommt es zu einer allmählichen Versteifung der Wirbelsäule sowie Bewegungseinschränkungen. Die Entzündung greift langsam auch auf die höher gelegenen Abschnitte der Wirbelsäule über und kann im Bereich der Lenden, Brust und des Halses zu starken Schmerzen führen. Im Spätstadium werden Gelenksverformungen und eine Rückbildung der Muskulatur immer belastender für den Betroffenen. Eine damit einhergehende Osteoporose erhöht das Risiko, dass es zu Brüchen der Wirbelkörper kommt.

    Auch Körperbereiche außerhalb des Skeletts können von der Entzündung befallen sein. Etwa fünfzig Prozent aller Patienten leiden wiederholt unter Entzündungen der Regenbogenhaut des Auges. Lungen, Nieren oder Herz sind hingegen nur äußerst selten befallen. Der zeitliche Krankheitsverlauf und die Intensität der Symptome von Morbus Bechterew sind von Fall zu Fall unterschiedlich ausgeprägt und können durch eine gesunde Lebensweise und bewusste Körperhaltung positiv beeinflusst werden.

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