Posttraumatische Belastungsstörung: Definition, Ursachen, Symptome

    Unter dem Begriff „Posttraumatische Belastungsstörung“ sind alle psychischen, körperlichen und psychosomatischen Folgen zusammengefasst, die aus einer extrem belastenden Situation resultieren und den Betroffenen nach einem schockierenden Erlebnis lange Zeit verfolgen und sein Leben negativ beeinträchtigen.

    Auch wenn die Bezeichnung „Posttraumatische Belastungsstörung“ zu den relativ neuen Begriffen der Psychiatrie zählt, ist diese psychische Erkrankung schon seit Jahrhunderten bekannt und wurde früher schlichtweg als „Schreckneurose“ bezeichnet. Gegenstand einer intensiven Forschung ist diese Krankheit allerdings erst seit der Mitte des 20. Jahrhunderts, als US-amerikanische Militärmediziner und -psychologen die Symptome der posttraumatischen Belastungsstörung an ehemaligen Soldaten im Vietnamkrieg diagnostizierten und zu behandeln versuchten. Wie die Ursachen sind jedoch auch die Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung vielfältig und können Menschen jeden Alters und in jeder Lebenssituation betreffen.

    Ursachen einer posttraumatischen Belastungsstörung

    Spätestens, seit immer wieder US-amerikanische und britische Soldaten aus den Afghanistan-Einsätzen in ihre Heimatländer zurückkehren und in speziellen Einrichtungen stationär psychotherapeutisch behandelt werden müssen, sind die Existenz und die möglichen Ursachen der posttraumatischen Belastungsstörung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Extreme Erfahrungen in Kampfeinsätzen, aber auch Kriegserlebnisse von Zivilisten stellen die häufigsten Ursachen einer posttraumatischen Belastungsstörung dar. Vor allem Menschen, die eine Geiselnahme oder Entführung überstanden haben, aus ihrem Heimatland flüchten mussten oder Opfer und Augenzeuge eines terroristischen Akts wurden, sind einer besonders hohen Gefahr ausgesetzt, diese psychische Erkrankung zu entwickeln. Ebenso gelten Inhaftierung, Folterung und andere Gewalteinwirkung zu den häufigsten Ursachen von posttraumatischen Belastungsstörungen.

    Missbrauch, Gewalt und Katastrophen

    Auch im häuslichen Umfeld und im alltäglichen Leben können Geschehnisse diese Erkrankung auslösen. Vergewaltigung, sexueller Missbrauch, Gewalt in der Familie sowie verkehrs- und berufsbedingte Unfälle führen oft dazu, dass Menschen diese Krankheit entwickeln. Wer Opfer einer von Menschenhand verursachten Katastrophe, wie beispielsweise eines Nuklearunfalls, eines Brandes oder eines Chemieunfalls wird, ist ebenfalls gefährdet, in weiterer Folge an den Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung zu leiden. Unter den Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Flutwellen, Blitzschlägen oder Bränden gelten Erdbeben als die folgenschwersten Erlebnisse, da die Opfer dadurch buchstäblich des Gefühls beraubt werden, festen Boden unter den Füßen zu haben.

    Risikogruppen

    Viele Menschen sind berufsbedingt einem hohen Risiko ausgesetzt, traumatische Situationen zu erleben. Beispielsweise sind neben Soldaten auch Menschen in Rettungs- und Notfalldiensten, Feuerwehrleute und Polizisten oft mit schockierenden Ereignissen konfrontiert, die häufige Ursachen einer posttraumatischen Belastungsstörung darstellen. Viele Berufe gehen mit einem erhöhten Risiko einher, einen traumatisierenden Arbeitsunfall und dessen psychische Folgen zu erleiden. Lokführer und U-Bahn-Fahrer werden statistisch gesehen am häufigsten Augenzeugen von Suizid-Handlungen und zählen daher ebenfalls zu den Risikogruppen.

    Mögliche Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung

    Jedes Opfer einer Gewalthandlung und jeder Zeuge einer extrem belastenden Situation reagiert auf die Erlebnisse auf individuelle Weise und entwickelt deshalb auch unterschiedliche Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die psychischen und körperlichen Beschwerden sind nicht nur abhängig von der Art und Intensität des Erlebten, sondern auch davon, ob die belastende Situation plötzlich oder unerwartet eintrat.

    Weitere Faktoren, die die Beschaffenheit der möglichen Anzeichen maßgeblich beeinflussen, sind das Alter, Geschlecht und die Persönlichkeit der Betroffenen sowie deren Möglichkeiten, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten und sich zu regenerieren. Menschen, die beruflich von einer Extremsituation in die nächste gelangen, verbrauchen nicht nur ihre körperlichen Reserven schneller, sondern reduzieren auch ihre psychische Belastbarkeit und sind daher einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, besonders schwere Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung zu entwickeln.

    Emotionale Apathie und Abgrenzung

    In vielen Fällen zeigen die Betroffenen keine eindeutig zu definierenden Hinweise auf eine psychische Erkrankung, sondern vielfältige, verwirrende und oft nur für sie selbst fühlbare Beschwerden, die nicht eindeutig zugeordnet werden können. Das langfristige innere Leiden, das der ersten Schockreaktion folgt, wird von der Umwelt oft nicht wahrgenommen, wodurch die Patienten zunehmend vereinsamen und sich mit ihren Gefühlen wie Hilflosigkeit, Angst, Trauer oder Wut und ihren wiederkehrenden, plötzlich auftretenden und als real empfundenen Erinnerungen alleingelassen fühlen. Diese Erinnerungsattacken, die als „Flashbacks“ bezeichnet werden, gehen allerdings oft auch mit körperlichen und für Mitmenschen deutlich erkennbaren Reaktionen einher, die der Betroffene während des Traumas entwickelt hat. Hierzu zählen starkes Zittern, Atembeschwerden, Schweißausbrüche oder Übelkeit bis hin zu Erbrechen.

    Emotionale Apathie zählt zu den deutlichsten, langfristig auftretenden Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Dabei kann es zu einer Abgrenzung von den Mitmenschen, dem Scheitern von privaten Beziehungen und einer Arbeitsunfähigkeit kommen, da die Betroffenen den sozialen Kontakt mit ihrer Umwelt durch ungewollte Empfindungslosigkeit abbrechen oder stark einschränken.

    Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Traurigkeit

    Während der Patient für seine Mitmenschen nicht nachvollziehbar reagiert, fühlt er sich selbst unverstanden und verliert das Vertrauen in sein direktes Umfeld. Lang anhaltende Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Verzweiflung oder Schuld gehen in vielen Fällen in schwere Depressionen über. Andere Patienten entwickeln eine plötzliche Reizbarkeit, die aus dem unspezifischen Gefühl resultiert, ständiger Gefahr ausgesetzt zu sein.

    Die Folgen sind scheinbar grundlose Ausbrüche von Jähzorn und Aggression gegenüber Familienmitgliedern, Freunden und Berufskollegen, die zu einer weiteren sozialen Isolation des Betroffenen führen. Ebenso häufig stellen Patienten der Erkrankung Probleme mit der Konzentrationsfähigkeit fest, die in schweren Fällen sogar bedingt, dass alltägliche Aufgaben nicht mehr wahrgenommen werden können.

    Anfälligkeit für Drogen

    Erwachsene Betroffene versuchen oft, die seelischen Schmerzen und psychosozialen Einschränkungen mit Drogen- oder Alkoholkonsum zu bewältigen oder Schlaflosigkeit und Angstzustände mit Beruhigungstabletten zu bekämpfen. Dadurch wird das Problem zwar kurzfristig ausgeschaltet, auf lange Sicht gesehen führt Missbrauch von Drogen und Alkohol jedoch zu einer Verschlimmerung der Beschwerden und verhindert eine wirksame Therapie der Erkrankung. Kinder hingegen entwickeln als Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung in erster Linie Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten sowie Verhaltensauffälligkeiten. Kinder, die Opfer von traumatischen Erlebnissen werden, sind oft ungewöhnlich anhänglich und unsicher, fallen in frühkindliche Verhaltensweisen wie Daumenlutschen und Bettnässen zurück und versuchen nicht selten, sich selbst oder anderen körperlichen Schaden zuzufügen.

    Unabhängig von Ausprägung und Grad der Erkrankung sowie dem Ausmaß des Erlebten neigen Betroffene jeden Alters dazu, psychosomatische Leiden zu entwickeln. Statistisch gesehen sind Opfer von traumatischen Erlebnissen deutlich häufiger in ärztlicher Behandlung als die allgemeine Bevölkerung.

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