Die Migräne beschreibt eine in den westlichen Industrienationen weitverbreitete, in anfallsartigen Schüben verlaufende chronische Erkrankung. Sie wird den neurobiologischen Störungen zugeordnet und gilt nach heutigem Wissensstand als nicht heilbar. Die Erkrankung äußerst sich in einem komplexen Beschwerdebild, das sich in vielfältigen Symptomen manifestiert. Die Betroffenen leiden in den meisten Fällen phasenweise unter starken Kopfschmerzen, die von verschiedenen Empfindungsstörungen begleitet werden.
Die genauen Ursachen der Migräne sind bis heute nicht eindeutig definiert. Menschen, die unter der Erkrankung leiden, sind aufgrund der wiederkehrenden Beschwerden phasenweise in ihren alltäglichen Lebensgewohnheiten erheblich eingeschränkt.
Risikofaktoren und mögliche Ursachen
Alleine in Deutschland leben Schätzungen zufolge über fünfzehn Millionen Migränekranke. Die neurobiologische Störung kann Menschen jeder Altersgruppe betreffen – Kinder ebenso wie Jugendliche und Erwachsene. Studien ergaben, dass zwischen zwei und fünf Prozent aller Kinder an Migräne leiden. Ein Großteil der Betroffenen erlebt die erste Migräneattacke noch vor dem 16. Lebensjahr – in den meisten Fällen sind es Mädchen, deren erste Regelblutung von einer Migräne begleitet wird.
Die physiologischen Ursachen der Migräne konnten bis heute nicht eindeutig erforscht werden. Wissenschaftler gehen davon auf, dass ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren die Entstehung der Erkrankung begünstigt. Genetische Ursachen dürften eine wesentliche Rolle spielen, da Häufungen in Familien beobachtet werden. Neben der Vererbung sind wahrscheinlich auch hormonelle Faktoren ursächlich an der Entstehung einer Migräne beteiligt. Dafür spricht die Tatsache, dass Frauen auffallend häufiger an Migräne erkranken als Männer.
Während Schätzungen zufolge bis zu einem Viertel aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben einen Migräneanfall erleiden, ist die Erkrankung unter Männern mit einem Anteil von maximal acht Prozent deutlich seltener. Bei vielen Frauen treten Migräneanfälle unmittelbar vor dem Einsetzen der Menstruation auf und begleiten dann die Regelblutung. Während einer Schwangerschaft hingegen stellen die meisten Patientinnen fest, dass die Migräneattacken deutlich seltener auftreten oder sogar ganz ausbleiben. Aus diesen Gründen nehmen Wissenschaftler an, dass die Ursachen der Erkrankung vor allem hormoneller Natur sind.
Medizinische Untersuchungen ergaben, dass bei Migräne-Patienten eine auffallend erhöhte Ausschüttung von Serotonin feststellbar ist. Dieser Neurotransmitter bewirkt im Körper unter anderem eine verstärkte Durchblutung verschiedener Bereiche des Gehirns. Dies hat zur Folge, dass bestimmte Gehirnareale empfindlicher auf verschiedene Reize reagieren – und dies manifestiert sich in den typischen Beschwerden, die einen Migräneanfall charakterisieren.
Zusammenhänge zwischen Migräne und Lebensstil
In den letzten dreißig bis vierzig Jahren hat die Zahl der Migräne-Patienten in den westlichen Industrienationen stetig zugenommen. Mediziner vermuten daher, dass neben den hormonellen und genetischen Ursachen auch Umweltfaktoren sowie Ernährungsgewohnheiten wesentlich an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sind. Insbesondere ganzheitliche Mediziner sprechen sich dafür aus, dass der regelmäßige Konsum bestimmter Lebens- und Genussmittel das individuelle Risiko für Migräne erhöht.
Neben Koffein und Alkohol in hohen Mengen sowie Rauchen vermuten Wissenschaftler, dass auch der verstärkte Konsum industriell gefertigter Nahrungsmittel eine wesentliche Rolle spielt. Die darin enthaltenen Zuckerarten und Lebensmittelzusätze haben eine direkte Auswirkung auf den Hormonhaushalt des Menschen. Dies könnte erklären, warum der Serotoninspiegel in manchen Fällen aus dem Gleichgewicht gerät und dadurch eine verstärkte Durchblutung einiger Gehirnareale und in weiterer Folge die Empfindungsstörungen verursacht.
Mögliche Auslöser einer Migräneattacke
Die oben beschriebenen physiologischen Ursachen müssen von den eigentlichen Auslösern oder Triggern, die eine Attacke in Gang bringen, streng getrennt werden. Als mögliche Trigger kommen sowohl bestimmte Lebensmittel als auch verschiedene psychische und körperliche Veränderungen infrage. Viele Betroffene stellen fest, dass der Verzehr von Wurstwaren, rotem Fleisch oder lange gereiftem Käse, Zitrusfrüchten, geschwefeltem Trockenobst, Bananen, Kakao oder besonders kalten Speisen wie etwa Eis eine Migräneattacke auslöst. Andere häufige Trigger sind akuter Stress oder starke Emotionen – sowohl positiver als auch negativer Natur.
Ebenso ist es möglich, dass Veränderungen der Lebensgewohnheiten und des Tagesrhythmus einen Krankheitsschub bedingen. Auch das Auslassen einer Mahlzeit kann als Trigger fungieren. Hormonelle Veränderungen können bei Frauen und Männern eine Attacke auslösen. Auch starke körperliche Anstrengung und Erschöpfungszustände, beispielsweise durch übertriebene sportliche Betätigung, kommen als Auslöser infrage.
Symptome und Verlauf einer Migräne
Die chronische Erkrankung verläuft in Schüben, die sich als die typischen Migräneattacken bemerkbar machen. Die Häufigkeit solcher Attacken unterscheidet sich stark von Patient zu Patient. Während sie bei manchen Betroffenen in unregelmäßigen Abständen einmal bis mehrmals im Jahr auftreten, leiden andere wöchentlich oder alle paar Tage unter wiederkehrenden Krankheitsschüben.
Die Erkrankung ist in erster Linie dadurch gekennzeichnet, dass die Patienten während einer Attacke zwischen mehreren Stunden und Tagen nicht in der Lage sind, ihr Alltagsleben zu bewältigen. Die Migräne macht sich durch meist einseitig auftretende, stechende bis pulsierende Kopfschmerzen bemerkbar. Diese treten in den Bereichen der Schläfe und direkt hinter den Augen auf und werden von den Betroffenen oft mit der Intensität eines Presslufthammers verglichen. Die Schmerzen können nur vier Stunden oder aber bis zu drei Tage andauern und klingen auch ohne Behandlung von selbst wieder ab. Die Erkrankung nimmt bei Menschen im dritten und vierten Lebensjahrzehnt die schwersten Verläufe. In diesem Alter treten die Attacken auch am häufigsten auf. Bei älteren Menschen und Kindern hingegen sind sie deutlich seltener und dauern in der Regel auch wesentlich kürzer.
Neben den bohrenden Schmerzen leiden die meisten Betroffenen gleichzeitig unter starker Übelkeit und müssen mitunter wiederholt erbrechen. Diese Symptome werden von einer starken Überempfindlichkeit gegenüber sämtlichen auditiven und visuellen Reizen begleitet. Bei vielen Patienten wird die Übelkeit durch die Wahrnehmung verschiedener alltäglicher Gerüche, die in symptomfreien Phasen keineswegs als unangenehm empfunden werden, zusätzlich verstärkt.
Aufgrund der Empfindlichkeitsstörungen sehen sich viele Betroffene gezwungen, sich für die Dauer der Beschwerden in einen ruhigen und abgedunkelten Raum zurückzuziehen und dort in einer körperlichen Ruheposition die Migräneattacke zu überdauern. Da jede Bewegung des Körpers die Symptome zusätzlich verstärkt, sind die Betroffenen in den meisten Fällen mehrere Stunden bis Tage bettlägerig und kaum in der Lage, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren.
Dieser akuten Schmerzphase, die in der Regel maximal drei Tage dauert, geht in den meisten Fällen die von Medizinern als „Aura“ bezeichnete, von Wahrnehmungsstörungen geprägte Phase voraus. Die Betroffenen berichten davon, dass in diesem Zusammenhang plötzlich auftretende Sprach- oder Sehstörungen, Schwindelgefühle, in manchen Fällen sogar Lähmungserscheinungen ankündigen, dass die Migräneattacke unmittelbar bevorsteht.
Sowohl die Aura als auch die Schmerzen und Empfindlichkeitsstörungen führen dazu, dass die Betroffenen unter erheblichen Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität leiden. Hinzu kommt die ständige Angst vor einer neuerlichen Attacke, die ihrerseits Stress auslöst. Da sich die Ausschüttung von Stresshormonen auch auf den Serotoninspiegel auswirkt und dadurch einen Anfall auslösen kann, entsteht für die Betroffenen ein Teufelskreis, der das Leiden zusätzlich verstärkt.
Bei einem Drittel der Patienten kommt es bereits vor der Aura zu Symptomen, die als Vorboten wahrgenommen werden. Häufig festzustellen sind in solchen Fällen psychische Verstimmungen, Gereiztheit und Konzentrationsschwächen oder ein körperlicher und geistiger Leistungsabfall, Müdigkeit und andauerndes Gähnen. Andere Migränekranke sind in dieser Phase besonders aufgedreht und aktiv oder stellen einen unstillbaren Heißhunger auf Süßigkeiten fest. Allen Betroffenen gemeinsam ist eine an die eigentliche Migräneattacke anschließende Rückbildungsphase. Diese ist von einem starken Bedürfnis nach Schlaf geprägt, um eine umfassende körperliche Regeneration zu ermöglichen.