Schluckauf: wenn das Zwerchfell verkrampft
Der Schluckauf, in der Medizin auch Singultus (lateinisch für „Schluchzen“ oder „Röcheln“) genannt, kann anstrengend und aufreibend sein. Für viele ist er ein ständiger Begleiter, manch anderer leidet selten unter ihm. Doch wie entstehen diese unangenehmen und manchmal sogar schmerzhaften „Hicks“-Laute und wo liegen die Ursachen für Schluckauf?
Die Ursachen – wie Schluckauf entsteht
Genau genommen tritt Schluckauf in Folge einer Kettenreaktion im Körper auf. Das Zwerchfell, ein flacher Muskel, der Bauch- und Brusthöhle voneinander trennt, zieht sich bei einem Schluckauf krampfartig zusammen. Nerven im Gehirn, genauer gesagt im Hirnstamm, sind für diese Reflexe des Zwerchfells verantwortlich. Zieht sich das Zwerchfell zusammen, reagiert die zwischen den Stimmbändern liegende Stimmritze, indem sie sich ebenfalls reflexartig zusammenzieht. Durch diesen Vorgang kann die Luft in den Lungen in diesem Moment nicht entweichen und die Luft, die wir einatmen prallt gegen die Stimmbänder. Der dadurch entstehende Unterdruck ist für den Schluckauf-typischen „Hicks“-Laut verantwortlich.
Für Embryos wichtig, ansonsten im Grunde unnötig
Auch wenn Schluckauf aufreibend sein kann, gehört er zu den wichtigsten Reflexen, denn schon im Mutterleib hicksen wir. Weshalb wir bereits als Embryos diesen Reflex besitzen, ist der Medizin noch nicht ganz klar. Eine der bekanntesten Theorien ist, dass durch den Schluckauf die Atemmuskulatur des Ungeborenen trainiert wird. Eine weitere ebenso plausible Erklärung ist, dass dieser Reflex verhindern soll, dass Flüssigkeit in die Lungen des Embryos eindringt.
In jedem Fall scheint dieser Reflex nach der Geburt im Grunde überflüssig zu sein. Warum er uns jedoch erhalten bleibt, ist noch ungeklärt.
Häufigster Auslöser: Magenerkrankungen
Die Ursachen für Schluckauf können beim Menschen sowohl harmloser als auch krankhafter Natur sein. In den meisten Fällen wird er durch eine kurzzeitige Überdehnung des Magens ausgelöst. Dies geschieht überwiegend nach dem Genuss von Getränken, die Kohlensäure enthalten oder nach zu eiligem oder scharfem Essen. Auch der Genuss von Alkohol oder starke Erregung und die damit einhergehende vegetative Veränderung kann akuten Schluckauf auslösen. In diesen Fällen verschwindet der Schluckauf normalerweise relativ schnell und ist harmlos.
Chronischer Schluckauf
Schluckauf kann, wenn auch selten, chronisch auftreten. Die Ursachen für Schluckauf, der in dieser lang anhaltenden Form auftritt und überaus hartnäckig immer wiederkehrt, liegen zumeist im Zentralnervensystem. Auslöser sind hier beispielsweise Erkrankungen wie Tumore oder ein Trauma der Schädel-Hirn-Partie. Ebenso möglich ist Schluckauf als Folge einer Steigerung des Hirndruckes, von Schlaganfällen oder Hirnhautentzündungen.
Daneben können auch Störungen am Zwerchfell selbst oder an dem für das Zwerchfell zuständigen Nerv, dem Nervus phrenicus ursächlich sein. Zu den typischen Störungen am Zwerchfell, die einen chronischen Schluckauf auslösen können, zählen neben Magengeschwüren, Entzündungen oder einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) auch eine Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder Refluxerkrankungen.
Die Ursachen für Schluckauf, der lange anhält oder häufig auftritt, können vielerlei Grundlage haben. Daher sollte bei chronischem Schluckauf in jedem Fall untersucht werden, wo die Auslöser liegen. Magenerkrankungen sind wesentlich häufiger für einen chronischen Schluckauf verantwortlich als Erkrankungen des Gehirns. In vielen Fällen bleibt die Ursache jedoch unklar. Der Arztbesuch wird daher notwendig, wenn Häufigkeit und Intensität der Schluckaufattacken zunehmen.
Schluckauf als Symptom
Schluckauf ist entweder vollkommen harmlos und daher, abgesehen von den unangenehmen „Hicks“-Lauten, frei von Begleitsymptomen oder selbst ein Symptom für eine anderweitige Erkrankung. Daher ist Schluckauf zwar anstrengend, bringt oft etwas Übelkeit mit, kann Seitenstechen oder auch leichte Bauchschmerzen verursachen und strengt den Körper an. Davon abgesehen treten jedoch in der Regel keine weiteren Begleitsymptome auf.
Ursachen für Schluckauf abklären lassen
Häufig auftretender oder lang anhaltender Schluckauf, der nicht nach kurzer Zeit von selbst abklingt, sollte ärztlich untersucht werden. Dabei werden zuerst harmlose Faktoren, die den akuten Schluckauf auslösen können, ausgeschlossen. Wird durch eine erste Diagnose des Arztes eine harmlose Ursache ausgeschlossen, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um eine Erkrankung als Auslöser auszuschließen oder festzustellen. Dabei stehen der Medizin verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Neben einer Magenspiegelung, einer Röntgenuntersuchung der Lunge und Verdauungsorgane oder einer Sonografie (Ultraschalluntersuchung) kann auch eine Computertomografie oder ein Elektrokardiogramm zur Ursachenfindung durchgeführt werden. Neben diesen Untersuchungen können außerdem die Blutwerte Aufschluss über mögliche Erkrankungen geben. Die Möglichkeiten zur Diagnose sind hier überaus vielschichtig, sodass der Arzt im Einzelfall entscheiden wird, welche Wege der Diagnostik sinnvoll sind.
Das Zauberwort: Ablenkung
Schluckauf, der akut auftritt, also nach kurzer Zeit wieder verschwindet, bedarf nicht zwingend einer medikamentösen Behandlung. Um diesen akuten Schluckauf schnell zu lindern, kennt die Hausapotheke einige Tricks. Wie hilfreich diese jedoch im Einzelfall sind, variiert stark. Manchen Betroffenen hilft es, langsam und in kleinen Schlucken kühle Flüssigkeiten zu trinken, während andere den Schluckauf loswerden, indem sie die Luft anhalten. In vielen Fällen schwören Betroffene auf die Methode, sich geistig abzulenken, gänzlich zu entspannen (beispielsweise durch autogenes Training) oder einen Teelöffel trockenen Zucker zu schlucken.
Keine dieser Methoden ist jedoch eindeutig medizinisch belegt. Um das Zwerchfell zu entspannen, raten Ärzte prinzipiell zu Ablenkung. Auch wenn der Schluckauf schwer zu ignorieren ist, sollten sich Betroffene auf andere Dinge konzentrieren, um dem Zwerchfell die Chance zur Beruhigung zu bieten. Meist verschwindet das nervenaufreibende „Hicksen“ dann so schnell wieder, wie es aufgetaucht ist.
Medikamentöse Behandlungen
Bei Menschen, die häufig unter Schluckauf leiden, nach ärztlicher Untersuchung jedoch eine Erkrankung als Ursache ausschließen können, kann eine medikamentöse Therapie helfen, den Schluckauf in den Griff zu bekommen. Die Medizin bietet hierzu verschiedene Wege. Beispielsweise können Medikamente, die muskelentspannend wirken, sinnvoll sein. Ebenfalls möglich ist die symptomatische Behandlung durch Wirkstoffe, welche die Magenentleerung begünstigen. Um den richtigen Weg zu finden, sollte ein Arzt zurate gezogen werden. Auch operative Eingriffe aufgrund einer Blockade des Zwerchfellnervs sind möglich, aber selten notwendig.