Kompartmentsyndrom: Symptome, Ursachen, Therapie

    Die Muskulatur an Armen und Beinen besteht aus Muskellogen, den sogenannten Kompartments, die als Einheit mehrerer Muskeln eine bestimmte Funktion erfüllen und von Blutgefäßen und Nerven durchzogen sind. Jedes Kompartment ist von einer Muskelfaszie, einem festem, nur wenig elastischem Bindegewebe umhüllt.

    Kommt es durch Überbeanspruchung oder eine Verletzung zu einer Muskelschwellung oder einem Bluterguss, entsteht innerhalb des betroffenen Kompartments eine Druckerhöhung. Da Blutgefäße und Nerven dadurch abgeschnürt werden, kommt es zu einer Unterversorgung des Gewebes. Mediziner bezeichnen die damit einhergehenden Komplikationen und schmerzhaften Symptome als Kompartmentsyndrom. Je nachdem, welche Ursache der Erkrankung zugrunde liegt, wird zwischen zwei Formen des Kompartmentsyndroms unterschieden.

    Ursachen und Risikofaktoren

    Das Kompartmentsyndrom gilt neben der tiefen Beinvenenthrombose als die häufigste Komplikation nach Unterschenkelbrüchen. Männer sind statistisch gesehen deutlich häufiger von dieser Erkrankung betroffen als Frauen. Abhängig von Ursache, Verlauf und Symptomen des Kompartmentsyndroms wird zwischen der akuten und der chronischen Form unterschieden.

    Das chronische Kompartmentsyndrom entwickelt sich über einen längeren Zeitraum hinweg aufgrund ständiger Überbeanspruchung der Bein- oder Armmuskulatur. Intensives oder falsches Training führt dazu, dass die Muskelfasern ständig an Volumen zunehmen und die feste Muskelfaszie keine Zeit hat, sich allmählich daran anzupassen. Dadurch steigt der Gewebedruck innerhalb der Muskelloge an und es kommt während der körperlichen Aktivität zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen. Sobald der betroffene Körperteil ruhiggestellt wird, verschwinden die Beschwerden, um sich bei erneutem Training wieder bemerkbar zu machen. Die chronische Ausprägung der Erkrankung betrifft hauptsächlich Extremsportler wie Marathonläufer und Bodybuilder, die ihre Muskulatur ständig überbelasten. Sie ist zwar äußerst unangenehm, jedoch nur selten gefährlich.

    Eine weitaus ernsthaftere Bedrohung für die Gesundheit stellt das akute Kompartmentsyndrom dar, das vor allem als Folge von Unfällen auftritt. Knochenfrakturen, Quetschungen, starke Prellungen, Muskelrupturen oder zu enge Gipse und Verbände führen zu Ödemen, Thrombosen oder Blutergüssen innerhalb der Muskelloge, wodurch sich der von der festen Muskelfaszie umschlossene Raum ausdehnt. Die damit einhergehende Unterversorgung und in weiterer Folge die Schädigung des Gewebes sind nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern unter Umständen sogar lebensbedrohlich.

    Symptome des Kompartmentsyndroms

    Die chronische Ausprägung der Erkrankung, mit der in der Regel nur Leistungssportler unangenehme Bekanntschaft machen, äußerst sich in belastungsabhängigen Schmerzen. Darüber hinaus zeigt sich in vielen Fällen eine deutliche Schwellung der Muskelloge. Meist manifestiert sich das chronische Kompartmentsyndrom in den Beinen, kann aber – etwa bei Tennisspielern – auch im Arm auftreten. Sobald das Training beendet ist, lassen die Beschwerden in der Regel nach.

    Menschen, die von einem akuten Kompartmentsyndrom betroffen sind, leiden unter unerträglichen Schmerzen, die mit Gefühlsstörungen oder Taubheitsgefühlen einhergehen. Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff fühlt sich die betroffene Extremität kalt an und erscheint auffällig blass.

    Therapie des Kompartmentsyndroms

    Sobald sich die Symptome des Kompartmentsyndroms bemerkbar machen, muss umgehend eine ärztliche Behandlung erfolgen. Im weiteren Verlauf der akuten Ausprägung kann es nämlich zu einem Absterben des betroffenen Gewebes, einer sogenannten Nekrose kommen. In solchen Fällen kann eine Amputation notwendig werden, aber auch lebensbedrohliche Schockzustände, Nierenversagen und schwere Herzrhythmusstörungen sind möglich. Da es unter Umständen passieren kann, dass die chronische Form in die akute übergeht, sollten auch Sportler, die unter belastungsabhängigen Schmerzen leiden, so schnell wie möglich einen Arzt konsultieren.

    Das akute Kompartmentsyndrom muss innerhalb von Stunden behandelt werden, um eine Nekrose und lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern. Als gezielte Therapie des Kompartmentsyndroms wird meist ein chirurgischer Eingriff durchgeführt, im Zuge dessen die Bindegewebsfaszie aufgeschnitten wird. Dies senkt den Druck und normalisiert den Blutfluss. Die dabei entstandene Wunde wird erst wieder geschlossen, wenn die Schwellung gänzlich zurückgegangen ist. Wird rechtzeitig operiert, heilt ein akutes Kompartmentsyndrom in der Regel ohne Folgen aus. Mögliche Muskelverkürzungen oder Nervenschädigungen können durch Krankengymnastik wirksam therapiert werden.

    Im Falle des chronischen Kompartmentsyndroms umfasst die Therapie einerseits die Kühlung der betroffenen Gliedmaße und deren ruhige Lagerung auf Herzhöhe, andererseits eine drastische Reduzierung des Trainingsvolumens. Oft muss die sportliche Aktivität vorübergehend eingestellt werden, bis die Schmerzen gänzlich zurückgegangen sind.

    Da die Erkrankung häufig als Folge von falschen Bewegungsabläufen oder Techniken auftritt, sollten Betroffene Expertenrat einholen, um die Ursache zu definieren und das Training dementsprechend zu verändern.

    Vorbeugend müssen Sportler vor dem Training stets ausgedehnte Dehnübungen durchführen, um einer Druckbelastung der Muskulatur entgegenzuwirken. Hochlagern der Beine nach der sportlichen Belastung beugt zudem Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe vor.

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