Histaminintoleranz: Ursachen, Anzeichen und Symptome

    In den westlichen Industrienationen leiden etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung an den Symptomen einer Histaminintoleranz, wobei Schätzungen zufolge deutlich mehr Menschen davon betroffen sind. Diese Nahrungsmittelunverträglichkeit macht sich durch unspezifische Beschwerden bemerkbar und wird deshalb oft mit Asthma, grippalen Infekten, Zahnproblemen, Magen-Darm-Erkrankungen und Lebensmittelallergien verwechselt.

    Histamin ist eine in Lebensmitteln tierischen und pflanzlichen Ursprungs enthaltene, körpereigene Substanz, die der menschliche Organismus in gewissen Mengen benötigt, um wichtige Funktionen aufrecht zu erhalten. Bei manchen Menschen bedingt ein Mangel an spezifischen Enzymen und Vitaminen, dass das mit der Nahrung aufgenommene Histamin im Zuge der Verdauung nicht abgebaut werden kann und dadurch verschiedene Beschwerden auslöst.

    Ursachen und auslösende Faktoren einer Histaminunverträglichkeit

    In geringer Konzentration produziert der menschliche Körper in den Mastzellen des Darms die Substanz Histamin selbst, um die Magensaftproduktion anzuregen und den Blutdruck, den Schlafrhythmus sowie das Appetitgefühl zu regulieren. Tierische und pflanzliche Lebensmittel, die durch Einwirkung von Bakterien oder Hefepilzen lange reifen, weisen einen besonders hohen Gehalt an Histamin auf. Im Zuge der Reifung wird die Aminosäure Histidin von der Hefe oder den Bakterien abgebaut und in Histamin umgewandelt. Diese Substanz verursacht in hohen Mengen, wie sie beispielsweise in verdorbenen tierischen Nahrungsmitteln enthalten sind, eine mit Beschwerden einhergehende Histaminvergiftung, die in schweren Fällen sogar lebensbedrohlich sein kann.

    Histamin wird jedoch im menschlichen Organismus im Zuge des Stoffwechsels durch zwei Enzyme abgebaut, die bei gesunden Menschen unter Einwirkung verschiedener Vitamine laufend produziert werden. Im Dünndarm übernimmt das extrazelluläre Enzym Diaminoxidase, kurz DAO unter Einwirkung der Vitamine B6 und C sowie des Spurenelements Kupfer diese Funktion. Das in den Zellen mancher Organe wie beispielsweise der Leber nachweisbare Enzym N-Methyl-Transferase, kurz HNMT ist ebenfalls maßgeblich am Abbau von Histamin beteiligt. Je nachdem, welches dieser beiden Enzyme fehlt, wird zwischen zwei Arten der Histaminunverträglichkeit unterschieden. Beim Typ DAO ist die Aktivität des extrazellulären Enzyms Diaminoxidase eingeschränkt, wodurch der Körper unmittelbar nach dem Genuss von Lebensmitteln mit hohem Histamingehalt eine allergische Reaktion mit der Symptomatik einer Histaminvergiftung zeigt, da die Substanz nur teilweise oder gar nicht abgebaut werden kann.

    Menschen, in deren Zellen zu wenig N-Methyl-Transferase vorhanden ist, leiden an dem sogenannten Typ HNMT, der mit einer langsamen und kontinuierlichen Ansammlung der Substanz Histamin einhergeht. Die Symptome dieser Histaminintoleranz sind unauffälliger, dauern jedoch länger an.

    Bestimmte Lebensmittel besitzen einen hohen Anteil an Histamin und können nach dem Verzehr die für die Histamintoleranz typischen Symptome auslösen. Dazu gehören neben alkoholischen Getränken, insbesondere Rotwein und Sekt auch Käsesorten mit längerer Reifezeit, Wurstwaren und andere verarbeitete Produkte aus Fleisch und Fisch sowie vergorene Lebensmittel wie etwa Sauerkraut. Auch Schokolade, Fertiggerichte, Erdbeeren, Tomaten und Zitrusfrüchte werden mit den Anzeichen einer Histaminintoleranz in Verbindung gebracht.

    Risikofaktoren

    Die genauen Ursachen der Histaminunverträglichkeit sind bis heute nicht eindeutig erforscht. Geschätzte achtzig Prozent aller Betroffenen sind weiblich, wobei die größte Häufung der diagnostizierten Fälle in einem Alter von über vierzig Jahren auftritt. Wissenschaftler vermuten daher einen Zusammenhang mit dem Östrogenspiegel von Frauen, der mit dem Einsetzen der Wechseljahre deutlich abnimmt. Viele weibliche Betroffene sind während einer Schwangerschaft plötzlich symptomfrei. Dies liegt daran, dass die Plazenta große Mengen an Diaminoxidase produziert, um die Gebärmutter vor frühzeitigen Kontraktionen zu schützen. Zu Beginn der Menstruation hingegen nimmt die Konzentration dieses Enzyms naturgemäß stark ab, wodurch sich die Symptome einer Histaminintoleranz verstärken können. Daher liegt die Vermutung nahe, dass Menstruationsbeschwerden durch die Einwirkung von Histamin verursacht werden.

    Da bestimmte Erkrankungen mit einer erhöhten Histaminausschüttung einhergehen, werden sie mit dem Auftreten von Histaminunverträglichkeiten in Zusammenhang gebracht. Allergische Reaktionen werden durch einen hohen Histaminspiegel verstärkt und sind dadurch schwerer zu behandeln. Bei einem Drittel aller Menschen, die an Neurodermitis leiden, werden erhöhte Histaminwerte im Blut nachgewiesen, die die Beschwerden dieser Hauterkrankung verschlechtern. Durch die Reisekrankheit und starkes Rauchen werden die Vitamin-C-Reserven des Körpers verbraucht, wodurch die Aktivität der Diaminoxidase beeinträchtigt sein kann. Ein Vitamin-C-Mangel steht auch in direktem Zusammenhang mit Parodontitis. Diese wird von Bakterien ausgelöst, die sich in den Zahnfleischtaschen einnisten und im Zuge des Stoffwechsels ihrerseits Histamin produzieren. Daher leiden viele Menschen mit Zahnfleischerkrankungen auch an einer Histaminunverträglichkeit.

    Anzeichen einer Histaminintoleranz

    Die Beschwerden, die durch diese Art der Nahrungsmittelunverträglichkeit ausgelöst werden, sind vielfältig und nicht immer eindeutig zu definieren, wobei sie sich meist innerhalb weniger Minuten bis mehrerer Stunden nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel bemerkbar machen. Nur selten berichten Betroffene davon, erst am nächsten Tag an den Symptomen der Histaminintoleranz zu leiden. Von den Beschwerden können mit dem Herz-Kreislaufsystem, dem Zentralnervensystem, der Haut und dem Verdauungstrakt mehrere Bereiche einzeln oder gleichzeitig betroffen sein.

    Auf der Haut sind Ausschläge, Juckreiz, Nesselsucht, flächige Rötungen im Bereich von Gesicht und Hals sowie Schwellungen und das Auftreten von Quaddeln eindeutige Anzeichen einer Histaminintoleranz.

    Im Verdauungstrakt äußert sich diese Erkrankung in Form von krampfartigen Bauchschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und starken Blähungen. Sind Herz-Kreislauf- und Zentralnervensystem betroffen, kann sich dies durch Kreislaufprobleme, Schwindel, Hitzewallungen, bleierne Müdigkeit nach dem Essen und Herzrasen bemerkbar machen.

    Viele Patienten leiden unter starken, mitunter migräneartigen Kopfschmerzen nach dem Genuss von Sekt und Wein. Asthmatiker klagen oft über Atemnot direkt nach dem Verzehr stark histaminhaltiger Lebensmittel. Auch Niesanfälle, Nasenschleimhautschwellungen und Schnupfen, Fieber, Augenjucken, Gelenkschmerzen, Probleme beim Urinieren, Stimmungsschwankungen und Sehstörungen werden als Symptome einer Histaminintoleranz häufig beobachtet.

    Da ein direkter Zusammenhang mit der Mundgesundheit besteht, berichten Betroffene auch über Entzündungen im Mundraum, Kiefer- und Zahnschmerzen sowie Parodontose. Bei unbehandelten oder schweren Fällen der Histaminunverträglichkeit des Typs HNMT kann die jeweilige Symptomatik langfristig eine chronische Ausprägung annehmen.

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