Das Fibromyalgiesyndrom oder die Fibromyalgie, kurz auch FMS genannt, ist eine nicht entzündliche und chronische Erkrankung des rheumatischen Formenkreises, deren genaue Auslöser bis heute nicht vollständig erforscht werden konnten. Die Symptome der Fibromyalgie äußern sich in generalisierten Glieder- und Muskelschmerzen, die unterschiedliche Körperbereiche betreffen können.
Da Knochen und Gelenke sowie innere Organe durch diese Erkrankungen nicht geschädigt werden und daher keine Veränderungen aufweisen, liefern Röntgenuntersuchungen und Laborwerte keine klaren Hinweise, was die Diagnose deutlich erschwert. Die Erkrankung ist nicht heilbar und mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden. Menschen, die unter dem Fibromyalgiesyndrom leiden, werden deshalb oft jahrelang von heftigen Schmerzen gequält und unterziehen sich wiederholt erfolglosen ärztlichen Therapien.
Zu den Ursachen der Fibromyalgie existieren mehrere Theorien, vermutet wird ein Zusammenspiel mehrerer psychischer und körperlicher Faktoren. Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge könnten die starken Schmerzen durch eine Schädigung von direkt unter der Hautoberfläche liegenden Nervenfasern ausgelöst werden, die sensorische Signale von Temperatureinwirkungen, Schmerz oder Berührung ans Gehirn weiterleiten. Bei Menschen, die am Fibromyalgiesyndrom erkrankt sind, funktioniert die Schmerzverarbeitung im Gehirn daher anders als bei Gesunden.
Mögliche Ursachen der Fibromyalgie
Das Fibromyalgiesyndrom gibt Medizinern seit Jahrzehnten Rätsel auf, da die organischen Auslöser der Erkrankung bis heute nicht eindeutig identifiziert werden konnten. Lange Zeit wurden die Symptome der Fibromyalgie nicht als eigenständiges Krankheitsbild, sondern als Begleiterscheinungen seelischer Erkrankungen gedeutet. Heute geht man davon aus, dass es sich dabei um ein Leiden handelt, das sowohl aufgrund körperlicher als auch seelischer Überbelastung auftritt.
Die in wissenschaftlichen Studien bei einem Großteil der Patienten nachgewiesene Störung feinster Nervenfasern im Bindegewebe der Unterhaut legt nahe, dass ein organischer Auslöser definierbar ist. Dem Fibromyalgiesyndrom liegt daher wahrscheinlich eine Schädigung des zentralen Nervensystems zugrunde, die zu einer veränderten Schmerzempfindung führt. Da diese geschädigten Nervenfasern jedoch nicht bei allen Menschen, die die typischen Anzeichen einer Fibromyalgie entwickeln, nachweisbar sind, werden auch andere neurologische sowie hormonelle Störungen als Auslöser der unerklärlichen Schmerzen vermutet. Hierzu zählt ein Mangel an Serotonin, einem Neurotransmitter, der den Schlaf reguliert und die Schmerzempfindung maßgeblich beeinflusst. Auch chronischer Stress und damit einhergehende starke Hormonschwankungen werden als Ursachen der Fibromyalgie vermutet.
Häufigkeit und Risikofaktoren
In den westlichen Industrienationen sind bis zu vier Prozent der Bevölkerung von den unspezifischen und oft nicht diagnostizierten Anzeichen einer Fibromyalgie betroffen, wobei Frauen sechsmal häufiger daran erkranken als Männer. Die meisten Patienten bemerken die ersten Symptome der Fibromyalgie in einem Alter von etwa dreißig Jahren, wobei der Krankheitsverlauf oft während und nach der Menopause seinen Höhepunkt erreicht. Statistisch gesehen entwickeln vor allem Frauen, die seelische oder körperliche Traumata in Form von sexuellem Missbrauch oder körperlicher Gewalt erfahren haben, besonders häufig die typischen unerklärlichen Symptome einer Fibromyalgie.
Zu den Risikofaktoren zählen neben chronischem Stress, ständiger körperlicher Überbelastung und psychischen Krankheiten auch starkes Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Da das Fibromyalgiesyndrom gehäuft in Familien auftritt, gehen Wissenschaftler von einer genetischen Disposition aus, wobei auch die Möglichkeit diskutiert wird, dass Eltern an ihre Kinder bestimmte, den Hormonhaushalt beeinflussende Verhaltensmuster weitergeben, die die Entstehung dieser Krankheit begünstigen könnten.
Symptome der Fibromyalgie und ihre Folgen
In den meisten Fällen geht dem Beginn der Erkrankung eine längere Phase übermäßiger körperlicher oder seelischer Belastung voran. So kann sich das Fibromyalgiesyndrom etwa als Begleiterscheinung eines Burn-outs oder einer schweren Depression entwickeln. Der Krankheitsverlauf beginnt unbemerkt und schleichend und zieht sich in der Regel über Jahrzehnte hin, wobei sich die Beschwerden nicht kontinuierlich verschlimmern müssen. Es ist allerdings auch möglich, dass das Fibromyalgiesyndrom plötzlich und als Folge einer Infektion wie etwa einer schweren Grippe ausbricht.
Die ersten Anzeichen einer Fibromyalgie sind meist unspezifisch und äußern sich in Schlafstörungen, allgemeinem Unwohlsein, Abgeschlagenheit, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen oder Verdauungsproblemen. Schmerzen in der Lendenwirbelsäule sind meist die ersten typischen Symptome einer Fibromyalgie. Erst im weiteren Verlauf stellen die Betroffenen spontan auftretende, mitunter heftige Muskelschmerzen im Bereich der sogenannten Tender Points fest, die als starker Muskelkater ebenso wahrgenommen werden können wie als Stechen oder Brennen. Zu diesen stark druckempfindlichen Stellen, die sich in unmittelbarer Nähe eines Gelenkes befinden, zählen neben Armen und Beinen auch der Schulter- und Nackenbereich, wobei vor allem Knöchel, Knie, Hüften, Ellbogen, Rücken und der Bereich des Brustkorbs und der Schultern betroffen sind. Diese Schmerzen werden als Hauptsymptome definiert und können von einer Vielzahl unterschiedlichster Beschwerden begleitet werden.
Um eine Diagnose stellen zu können, müssen die Schmerzen über mehrere Monate hinweg an mindestens drei unterschiedlichen Körperbereichen auf beiden Seiten aufgetreten sein. Neben einer deutlichen Verschlimmerung der Erschöpfungszustände leiden viele Patienten im weiteren Krankheitsverlauf an vegetativen Störungen wie migräneartigen Kopfschmerzen, Morgensteifigkeit, Schwellungsgefühlen im Gesicht, an den Händen oder Füßen, Reizdarm, Atembeschwerden sowie Schweißausbrüchen oder ständigem Frieren. Weibliche Patienten klagen oft über ungewöhnlich starke Unterleibskrämpfe während der Menstruation. Als Begleitsymptome weit verbreitet sind auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Lärm, Licht oder Gerüchen, Herzrhythmusstörungen, Reizblase, Händezittern, nervös zappelnde Beine, Krämpfe in den Gliedmaßen, Schluckbeschwerden, Kieferschmerzen oder Tinnitus.
Oft entwickeln Betroffene auch psychische Störungen wie Depressionen, Panikattacken, Angstgefühle und starke Stimmungsschwankungen oder klagen über einen vollständigen Verlust der Libido. Im Verlauf der Erkrankung können sich manche Beschwerden ohne erkennbaren Grund spontan zurückbilden, während andere hinzukommen.
Die Symptome einer Fibromyalgie treten schubweise und meist im Zusammenhang mit Stress, Infektionen oder körperlicher Belastung auf. Die Schmerzattacken wechseln sich mit beschwerdefreien Phasen ab und können mitunter so heftig ausfallen, dass die Patienten in ihrer Bewegungsfähigkeit stark eingeschränkt sind. Obwohl es durch die Erkrankung nicht zu organischen Schäden per se kommt, können die teilweise heftigen Symptome der Fibromyalgie selten auch dazu führen, dass durch eine schmerzinduzierte Bettlägerigkeit oder eingeschränkte körperliche Betätigung degenerative Schäden am Bewegungsapparat entstehen.
Da die Erkrankung nicht heilbar ist, kann die schulmedizinische Behandlung nur darauf abzielen, die Beschwerden durch die dauerhafte Gabe von Schmerzmitteln und Antidepressiva zu lindern. Dadurch ergibt sich für die Patienten ein deutlich erhöhtes Risiko einer Medikamentensucht. Viele Ärzte können die Symptomatik nicht richtig einschätzen und urteilen die Patienten als Hypochonder oder Simulanten ab. Dadurch, dass ihr Leiden nicht als solches erkannt und ernst genommen wird, ergibt sich für die Betroffenen eine zusätzliche seelische Belastung, die das Leiden noch verschlimmert.